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Silke Scheuermann, 1973 geboren und als Lyrikerin bekannt, ist in die Megametropole Shanghai gereist und mit einem Roman im Gepäck wieder zurückgekommen. „Shanghai Performance“ erzählt mitleidlos und distanziert von der tragischen Verstrickung zweier Frauen, die in Shanghai in Galerien und Ateliers auf Abgründe und menschliche Grausamkeit, aber auch auf verstörende Eindrücke, Größenwahn, Rausch und geheimnisvolle Tiefe treffen.

Aus diesem Spannungsfeld in der Welt der Mode und der inszenierten Kunst lebt der Roman, der die Stadt, die sich alle paar Stunden neu erfindet, so nahe bringt, dass man beim Lesen glaubt, die Hitze, den Staub und Lärm körperlich zu spüren.

In vielen Dialogen der beiden Hauptfiguren lässt Silke Scheuermann den globalen Kunst-Jetset zu Wort kommen, viele Beispiele aus der modernen Kunst hat sie vor Augen, wenn sich die Romanfiguren äußern, viele spannende Parallelen zu Gegenwartskünstlern Europas und Chinas kommen dem Leser in den Sinn – aufschlussreich, kenntnisreich, durchaus erhellend. China als Kunstraum, Shanghai als lebendes Kunstwerk an und für sich – das ist das Hauptthema des Romans, in dem sich moderne Frauen bewegen und sich oft fragen, wo die Performance aufhört und das Leben beginnt. Künstlerleben mit einem Hauch Drama – ein kleines menschliches Lehrstück.

Die wahre Heldin des Buches ist und bleibt die Metropole Shanghai – ein Buch wie ein Spielfilm! Ich habe es „in einem Rutsch“ gelesen und empfehle es Kunst- und Asienliebhabern gleichermassen. Und allen, die einen etwas ungewöhnlichen Roman zu lieben wissen.

Barbara Hammes (Filialleiterin)

Scheuermann, Silke: Shanghai Performance. Frankfurt, Schöffling. 2011. € 19,95. 978.389561.373.9