Der Tag, an dem Marilyn starb (Donna Milner)

Auch bei dem zweiten Werk der Kanadierin Donna Milner handelt es sich um einen spannenden Familienroman. Die Coulters – Lucy, Howard und ihre drei Kinder Frankie, Kipper und Ehtie – wohnen in einer kanadischen Vorstadt in einer Siedlung eigens für Veteranen des 2. Weltkriegs. Während Howard bereits seit 17 Jahren in einer eigenen von schrecklichen Kriegserinnerungen geprägten Welt lebt, hält Lucy, die energiegeladene und couragierte Mutter die Familie zusammen. Doch alles zerfällt, als Lucy bei einem schrecklichen Unfall am 5. August 1962 zu Tode kommt. Aber war es wirklich ein Unfall? Und welche dunklen Geheimnisse bewahrt der Vater aus seiner Vergangenheit, die es ihm unmöglich machen, am Familienleben teilzunehmen? Die junge Ethie möchte dies herausfinden.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen; zum Einen berichtet die elfjährige Ehtie, wie es mit der Familie nach dem Tod der Mutter weitergeht. Sie stellt ihre Mutter in vergangenen Erlebnissen immer wieder als eine beherzte und mitfühlende Frau dar. Sie setzte sich zum Beispiel stark für ihren am Down-Syndrom „leidenden“ Sohn Kipper ein, der eine gleichwertige Schulbildung wie alle anderen Kinder erhalten soll und zudem stark im künstlerischen Bereich von ihr gefördert wird – in den 60er Jahren wohl keine Selbstverständlichkeit. Ethie versucht nun, die Rolle der Mutter so gut es geht einzunehmen und hinter das Geheimnis des depressiven und alkoholkranken Vaters zu kommen.

Der zweite Strang erzählt von Howards Vergangenheit, und allmählich bekommt der Leser ein umfassendes Bild. Howard lernt Lucy bereits im Sandkasten kennen und schließlich lieben. Kurz nachdem die Beiden 1941 heiraten, zieht Howard mit seinem besten Freund Gordy für das britische Empire in den Krieg. Ihre Garnison wird nach Hongkong geschickt, wo sie die nächsten vier Jahre verbringen. Diese furchtbaren Jahre in Hongkong, die überwiegend aus japanischer Gefangenschaft bestehen, werden sehr einfühlsam und realistisch erzählt. Als Howard dann endlich wieder zu Lucy nach Hause kommt, die bereits den gemeinsamen Sohn Frankie geboren hat, ist er ein gebrochener Mann und spricht nie mit ihr über seine Erlebnisse. Doch genau dieses Schweigen scheint der Ursprung des Unglücks zu sein, das über die Familie hereinbricht. Ethie gibt nicht auf und löst das Geheimnis des Vaters und verbindet so die beiden Erzählstränge miteinander.

Donna Milner erzählt eine sehr ergreifende Geschichte, mit sehr viel Gefühl und leisen Untertönen. Sie zeichnet die Figuren sehr detailliert und liebevoll und weist jeder einen besonderen Platz in der Geschichte zu. Obwohl es natürlich ein recht trauriger und stellenweise auch harter Roman ist, gibt es doch ein hoffnungsvolles Ende. Wie schon bei ihrem ersten Roman „River“ zeigt die Autorin, wie wichtig Kommunikation in einer Familie ist und dass selten einer allein die Schuld an unglücklichen Situationen trägt.

Steffi Schares

Milner, Donna: Der Tag, an dem Marilyn starb. München, Piper. 2011. € 9,95 978-3492-27211-7.

Weitere Informationen stehen auf der Homepage der Mayerschen, wo das Buch auch bestellt werden kann.

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