2010 weniger Fahrgäste, 2012 mehr Angebot
Die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke führen zum Januar einige Verbesserungen im Linienverkehr ein. So wird die Linie 2 künftig bis nach Zewen fahren und damit der Takt in Triers südwestlichsten Stadtteil verdichtet. Eine neue Linie 4 soll die Innenstadt über Petrisberg und Campus I mit Irsch und Filsch verbinden, Kernscheid wird ab 2012 im Halbstundentakt mit Tarfort und Uni verbunden. Derweil laufen im Zweckverband VRT die Beratungen über die künftigen Fahrpreise. Nach Informationen von 16vor ist mit einer deutlichen Verteuerung der Tarife zu rechnen. Noch sei nichts entschieden, heißt es vonseiten des VRT, doch käme es zu einer spürbaren Preissteigerung bei den Bustickets, könnte das den vom Stadtrat gewünschten Schub für den Umweltverbund bremsen. 2010 verzeichneten die Stadtwerke einen Rückgang der Fahrgastzahlen unter die 14-Millionen-Marke.
TRIER. Bis 2014 soll der Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) am Gesamtverkehrsaufkommen Triers von rund 16 auf mindestens 20 Prozent steigen. So beschloss es der Stadtrat im Herbst 2009 mit der seinerzeitigen Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, ist noch offen, doch bei den Verkehrsbetrieben der Stadtwerke werden nun endlich die Weichen für Verbesserungen im Linienbusangebot gestellt. Neben einer Ausweitung des Sternbusfahrplans sollen auch die Verbindungen in die Höhenstadtteile sowie nach Zewen und Quint verbessert werden. Genehmigt der Landesbetrieb Mobilität den Fahrplan der SWT Stadtwerke Trier Verkehrs-GmbH, tritt dieser am 9. Januar 2012 in Kraft. Die einzelnen Veränderungen finden sich unten aufgelistet.
Damit kommt Bewegung in die von OB Klaus Jensen (SPD) und den ehemaligen Bündnispartnern versprochene Verbesserung des ÖPNV. Hatte es in den vergangenen Jahren kaum Angebotssteigerungen gegeben, wurde zum Januar diesen Jahres immerhin das 4-Fahrtenticket deutlich günstiger, sodass Gelegenheitsfahrer seither zum Preis von drei vier Busfahrten unternehmen können. „Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt“, berichtet Frank Birkhäuer, Chef der Verkehrsbetriebe, auf Anfrage gegenüber 16vor. Insgesamt wurden im ersten Quartal 2011 rund 45.000 4-Fahrten-Tickets verkauft. Das sind etwa 12.000 Tickets mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum – ein Plus von knapp 40 Prozent.
Ob sich dies 2011 auch in einem Plus bei den Fahrgastzahlen niederschlagen wird, ist noch offen und wird erst Ende des Jahres feststehen. „Ingesamt werden wir 2012 einen guten Schritt in Richtung des politischen Zieles voran kommen, den Modal-Splitt in Trier zugunsten des ÖPNV zu verändern“, hofft Birkhäuer. Im vergangenen Jahr mussten die Stadtwerke allerdings erst einmal Federn lassen. „Gemäß den Angaben des VRT ist unsere Fahrgastzahl um 0,5 Prozent zurückgegangen und liegt für das Jahr 2010 bei 13,98 Millionen Fahrgästen“, so Birkhäuer. Zum Vergleich: 2009 waren noch 14,05 Millionen Fahrgäste mit den Stadtbussen unterwegs. Insbesondere schlage sich hier der demografisch bedingte Rückgang im Schülerverkehr nieder, erläutert Birkhäuer, der in diesem Zusammenhang auch darauf hinweist, dass alle Unternehmen des VRT im Schnitt einen Fahrgastrückgang von sogar rund 2 Prozent verzeichnet hätten.
Höhere Ticketpreise sehr wahrscheinlich
Dieser Rückgang könnte sich noch beschleunigen wenn eintritt, womit allgemein gerechnet wird: eine erneute Erhöhung der Fahrpreise zum Januar 2012. Hatte man in diesem Jahr erstmals seit langem weitgehend auf einen Anstieg bei den Tarifen verzichtet, könnte es für die ÖPNV-Nutzer im Bereich des Verkehrsverbunds Region Trier nun besonders hart kommen. Denn nach bislang unbestätigten Informationen von 16vor scheint selbst eine zweistellige Erhöhung bei den Ticketpreisen nicht völlig ausgeschlossen. Vonseiten des VRT heißt es dazu, dass es noch keine Entscheidung gebe und verschiedene Modelle geprüft würden. Alles andere sei Spekulation. Über eine Tarifanpassung werde auch nicht mehr vor der Sommerpause entschieden. Eine ursprünglich für Mitte Juni anberaumte Sitzung wurde abgesagt, offenbar ist der Beratungsbedarf noch erheblich. Im Stadtrat fürchten nicht wenige, die Stadt Trier werde bei der Entscheidung im zuständigen VRT-Gremium ein weiteres Mal von den vier Landkreisen überstimmt.
Dass vor allem die in den Landkreisen operierenden Verkehrsunternehmen mehr Geld benötigen, liegt neben den Preissteigerungen bei Benzin in erster Linie in den kontinuierlich zurückgehenden Schülerzahlen begründet. Ein Dilemma, denn oftmals sind es gerade die Schülerverkehre, die im ländlichen Raum noch ein Rumpfangebot an ÖPNV aufrecht erhalten. Über kurz oder lang dürfte an einer stärkeren Finanzierung des Nahverkehrs durch das Land kein Weg mehr vorbeiführen, sagen Experten, und auch die Kommunen müssen sich mehr als bisher fragen, was ihnen ein zeitgemäßes ÖPNV-Angebot Wert ist. Nur sind den Städten und Gemeinden auch die Hände gebunden, denn im größeren Maßstab Geld für den Nahverkehr bereitstellen können sie schon deshalb nicht, weil dies von der Kommunalaufsicht bei der Genehmigung der Haushalte besonders kritisch beäugt würde.
Die von den SWT-Verkehrsbetrieben geplanten Änderungen im Einzelnen:
Linie 2: Künftig fahren die Busse alle 20 Minuten über Euren und das Industriegebiet Zewen zur Endhaltestelle „Zewen-Friedhof“. Bisher enden die Busse an der Haltestelle „Trierweilerweg“ in Trier-West.
Linie 3: Die Busse fahren künftig zur Endstation „Ludwig-Erhard-Ring“ im Neubaugebiet statt zur Haltestelle „Karl-Carstens-Straße“ (siehe auch Linie 16).
Linie 4/14: Die Linie 4 wird mit der Linie 14 zusammengelegt (neue Linie 4). Die Busse fahren im 30-Minuten-Takt von der Porta Nigra über Gartenfeld zum Wissenschaftspark und Uni-Campus 2. Von dort weiter zum Campus 1 dann über Filsch nach Irsch. Kernscheid, Irsch und Filsch erhalten so zweimal pro Stunde (aktuell stündlich) eine umsteigefreie Verbindung zum Einkaufszentrum Tarforst und den Standorten der Universität. Zusatzfahrten für Studenten in Richtung Uni-Campus 2 erfolgen zukünftig ohne Halt zwischen Haltestelle SWT Stadtwerke Trier und Petrisberg über Weimarer-Allee und Olewigerstraße (Uni-Campus 2 Schnellbus).
Linie 5: Die Linie 5 fährt zukünftig im 20-Minuten-Takt zwischen Wilhelm-Leuschner-Straße und Feyen. (aktuell 30 zur Weismark bzw. 60 Minuten nach Feyen)
Linie 7: Zur besseren Anbindung des Industriegebiets fahren alle Busse ab Pfalzel zukünftig zum Trierer Hafen und von dort über die Haltestellen „Moselkai“ und „Ehranger Straße“ weiter wie die Linie 8 bis Quint.
Linie 16: Die Linie 16 fährt nur noch bis zur Haltestelle „Augusstinusstraße“ (Trimmelter Hof; siehe Linie 3) .
Linien 81/84/87: Die Linie 87 aus Quint beginnt und endet künftig am Hauptbahnhof. Trimmelter Hof, Tarforst und Pluwig werden dafür ab Januar von der Linie 81 (aus Metzdorf, Euren kommend) bedient. Mit dieser Änderung wollen die Verkehrsbetriebe den Gelenkbus-Einsatz optimieren. Die Linie 84 entfällt im Nachtverkehr nach 24 Uhr. Dafür fährt die Linie 81 im Nachtverkehr über Trimmelter Hof und Filsch nach Irsch und Kernscheid. Letzte Abfahrten nach Igel und Pluwig täglich um 24 Uhr.
Linie 83: Die Abfahrten zu den Minuten 15 und 45 ab Hauptbahnhof fahren künftig über Weidengraben und dann zurück zum Petrisberg (Haltestelle Wasserturm). Damit erhält der Petrisberg auch samstags eine Anbindung an die Innenstadt. Die Fahrten zu den Minuten 0 und 30 enden wie gewohnt in Tarforst (Haltestelle „Ludwig-Erhard-Ring“).
Linie 86: Zu den Geschäftszeiten erhöhen zusätzliche Gelenkbusse die Sitzplatzkapazität für Fahrgäste aus dem Ruwertal. Die Nachtbusse (nach 24 Uhr) fahren aus Ruwer kommend in Richtung Innenstadt über die Wilhelm-Leuschner-Straße (Anbindung Ex-Haus). Letzte Abfahrt nach Waldrach täglich um 24 Uhr.
Darüber hinaus führt SWT derzeit Gespräche mit der RMV, der Verbandsgemeinde Schweich und den Behörden, um den ÖPNV nach Schweich zu verbessern.
von Marcus Stölb