Klangreich Trier


Dorothea Conrad gibt den Ton vor, aus dem E-Piano erklingt ein „C“. Ihr Gegenüber holt tief Luft, sein Mund formt ein „M“, ein „O“, dann wieder ein „M“. „Mom, Mom, Mom“ – die dunkle Stimme des Schülers erfüllt den Raum. Kurz darauf zeigt Conrad, wie man sich locker macht – erst die Zunge, dann den ganzen Körper. Ein paar Übungen zum Auftakt der Stunde, Entspannung ist angesagt im „Klangreich Trier“.

Wer hierher kommt, hat Freude am Singen – und lernt sich besser kennen. „Das Spannende an einer Stimme ist, dass sie etwas über die Persönlichkeit verrät und sich mit ihr im Laufe der Stimmbildung weiter entwickelt und entfaltet“, erklärt Conrad. „Wenn jemand Gesangsunterricht nimmt, erfährt er auch immer etwas über sich selbst.“ Zum Beispiel, dass er oder sie singen kann. Einigen von ihren Schülerinnen und Schülern wurde von Kindesbeinen an mit unschöner Regelmäßigkeit eingeredet, sie könnten nicht singen. „Dabei gibt es nur sehr wenige Menschen, bei denen anatomische Gründe dafür vorliegen, dass sie nicht singen können“, sagt sie und betont: „Alle anderen können singen, mit etwas Übung.“

Die bekommen die Besucher des „Klangreichs“. In der Kürenzer Rosenstraße finden sie eine persönliche Atmosphäre vor und treffen auf eine ebenso einfühlsame wie kompetente Lehrerin. Der Unterricht basiert auf Elementen des klassischen Gesangs, etwa einer ausgefeilten Atemtechnik und dem Einsatz des Zwerchfells, das für einen kraftvollen Klang sorgt. Auch Methoden der funktionalen Stimmentwicklung fließen mit ein, darunter Übungen für eine bewusstere Körperwahrnehmung. Schließlich geht es darum, den eigenen Klangkörper erklingen zu lassen. „Ich finde es sehr gut, wenn die Leute mit eigenen Ideen kommen, was sie singen möchten“, sagt Conrad. Von Mey bis Musical reicht das Repertoire ihrer Sänger, für die sie flexible Zeiten bietet. „Bei mir zahlt garantiert niemand die Ferien ohne Leistung hindurch“, betont sie.

Die Stunde ist zu Ende, dem Schüler hat der Unterricht hörbar gut getan. „Dubidubiduu“ singt er beim Verlassen des „Klangreichs“. Auch Conrad hatte ihre Freude. „Weil ich sehe, wie die Leute beim Gesang aufblühen.“

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