Sölle-Preis für Lehnert

TRIER/HAMBURG. Die Geistliche Leiterin der Katholischen Studierendenjugend im Bistum Trier, Jutta Lehnert, wird von der „Initiative Kirche von unten“ mit dem „Dorothee-Sölle-Preis für aufrechten Gang“ ausgezeichnet. 

Die „Initiative Kirche von unten“ ist ein ökumenisches Netzwerk von 32 Basisgemeinden sowie kirchen- und gesellschaftskritischen Gruppen in der Tradition des politischen Linkskatholizismus und -protestantismus und der Befreiungstheologie. Die Auszeichnung findet am 3. Mai im Rahmen des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hamburg statt. Jutta Lehnert ist auch Pastoralreferentin im Dekanat Koblenz. Britta Baas, Redakteurin der kritischen Zeitschrift Publik-Forum, wird die Laudatio auf Lehnert halten.

Jutta Lehnert begeisterte sich schon als Jugendliche für die Texte von Dorothee Sölle und ihre Verknüpfung von politischem Engagement mit einer kritischen Theologie. Die Diplomtheologin arbeitet als Geistliche Leiterin der Katholischen Studierendenjugend (KSJ), dem katholischen Schülerinnen- und Schülerverband im Bistum Trier und als Pastoralreferentin im Dekanat Koblenz mit Schwerpunkt Jugendarbeit und Schulseelsorge. „Christinnenmut“ sei ein zentrales Motiv ihrer Arbeit mit Jugendlichen, heißt es in einer Mitteilung; „schließlich sollen sie den aufrechten Gang einüben, den Jesus und viele Christinnen und Christen ihnen vorgelebt haben.“

Insbesondere bezüglich sexualisierter Gewalt in kirchlichen Strukturen, ihrer Begünstigung und Vertuschung, verfüge Jutta Lehnert über eine hohe Kompetenz. Sie äußert sich seit vielen Jahren und ohne Rücksicht auf ihre kirchliche Anstellung zu diesem Thema und nehme dafür „selbstverständlich auch disziplinarische Nachteile in Kauf“. Lehnert: „Was die Opfer – wir sagen lieber ‚betroffene Zeuginnen und Zeugen‘ – brauchen, sind Menschen der Kirche, die ihre leisen Stimmen verstärken und die Tatbestände theologisch reflektieren. Damit sind einerseits die Taten gemeint, andererseits das Versagen der offiziellen Kirche.“ Dem Verbot des Trierer Bischofs, öffentlich über das Thema zu sprechen, habe sie entgegnet: „Ich bin ja Weltbürgerin des 21. Jahrhunderts.“

Im Engagement von Jutta Lehnert finde sich die Verschränkung von politischem Einsatz und kritischem „Theologie treiben“ in einer feministisch-befreiungstheologischen Perspektive, wie sie auch Dorothee Sölle stets vertreten habe. Dass all dies einen langen Atem benötigt, ist ihr bewusst: „Meine Erfahrung deckt sich mit der des Apostels Paulus, die er in Römer 5 beschreibt: Jede Niederlage macht uns stärker und festigt in uns die Kraft, an der Sache dranzubleiben. Das Wort dafür ist hypomone, das kommt aus der Landwirtschaft und meint die Kraft, die Ochsen aufbringen müssen, um gegen das Joch zu drücken, an dem der Pflug hängt, der Ackerfurchen zieht, in die dann die Saatkörner gelegt werden.“

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